Delegation aus Lindenthal zu Besuch bei der St. Paulus Gemeinde
Hasede. Am 9. Mai, Himmelfahrt, wurde in der St. Paulus Gemeinde Hasede ein runder Geburtstag gefeiert: 70 Jahre Partnerschaft zwischen den Kirchengemeinden St. Paulus Hasede und Gustav-Adolf in Lindenthal/Leipzig! Während nach der Wende vielerorts die Partnerschaften zwischen Ost und West nach und nach einschliefen, entwickelte sich zwischen Lindenthal und Hasede ein reger Austausch.
Die Partnerschaft geht zurück auf den Kirchentag 1954 in Leipzig, als eine Haseder Abordnung bei privaten Gastgebern in Lindenthal, einem Vorort von Leipzig, untergebracht war. Daraus entwickelte sich eine lange Freundschaft zwischen den Kirchengemeinden und vielen Gemeindegliedern, die stetig ausgebaut und mit vielen Aktionen und zahlreichen privaten Kontakten immer wieder neu belebt wurde. Mit zahlreichen Gästen aus der St. Paulus Gemeinde wurde vor 10 Jahren der 60. Geburtstag der Kirchenpartnerschaft in Lindenthal/Leipzig gefeiert. Besonderer Dank galt damals der Haseder Gemeinde für eine langjährige und großzügige Unterstützung, insbesondere zu DDR-Zeiten.
Dabei konnten die „einseitigen“ persönlichen Kontakte nur unter erschwerten Bedingungen aufrecht erhalten werden. Delegationen aus der St. Paulus Gemeinde reisten regelmäßig zu den Leipziger Messen als „Messegäste“ ein. Zwar legitimierten die Messeausweise die Haseder Besucher zur Einreise in die DDR, doch die DDR-Behörden kamen schnell hinter die „Kirchenkontakte“. Entsprechend erschwert wurden die Grenzkontrollen und die Überwachungen während der Aufenthalte in der DDR. (Sonderkontrollen beim Grenzübergang, Telefonüberwachung, Bespitzelung über Angehörige). Neben den persönlichen Kontakten gab es auch immer wieder materielle Unterstützung „auf Umwegen“. So konnte u. a. die Gustav Adolf Kirche in Lindenthal mit neuen Kirchenbänken ausgestattet werden. Die unzähligen „Paketaktionen“ besonders in der Weihnachtszeit, wurden immer wieder Hilfen für bedürftige Menschen in Lindenthal. Leider ging auch hier auf dem „Postweg“ so manches Paket verloren. Nach der Wende nutzten viele Lindenthaler auch die Gelegenheit, die bisher auf Rentner beschränkten Gegenbesuche auszuweiten. Da gab es gemeinsame Familienfreizeiten oder Kirchenvorsteherfreizeiten, Treffen der Jugendgruppen und auch der Musikzug Klein Förste oder die Freiwillige Feuerwehr Hasede schlugen Brücken nach Lindenthal. Nicht zuletzt die Politische Gemeinde Giesen leistete nach der Wende „Aufbauhilfe“ für die damals noch selbständige Kommunalgemeinde Lindenthal, die heute ein Stadtteil von Leipzig ist.
Im Gegensatz zu vielen anderen Partnerschaften mit DDR-Gemeinden erlebten die Kontakte zwischen Lindenthal und Hasede viele neue Impulse. Nach nun weiteren 10 Jahren gibt es nur noch wenige Zeitzeugen aus der aktiven Partnerschaft. Aber dem 70. Geburtstag wurde dennoch gedacht. Zum Himmelfahrtsfest am 9. Mai, kam Pastorin Maria Bartels mit einer Delegation aus Lindenthal nach Hasede. Nach einem Gottesdienst fand im Gemeindezentrum ein kleiner Empfang statt. Nach Grußworten von Pastorin Maria Bartels und Werner Würzig (Lindenthal) und Pastor i.R. Reinhard Heinzel (Hasede) konnte Pastorin Verena Selck auch noch ein Grußwort von Ferdinand Rössig (ehem. Bürgermeister Giesen) verlesen. Als Anerkennung für die langjährige Verbundenheit wurde die Lindenthaler Delegation von Pastorin Verena Selck mit der Lutherrose ausgezeichnet. Eine kleine Ausstellung mit Bildern und Texten bot daneben einen interessanten Rückblick auf 70 Jahre Partnerschaft.
Horst Berger